Tridentinum

Tridentinum
Tri|den|ti|num, das; -s:
das Konzil von Trient (1545–1563).

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Tridentinum,
 
Tridentinisches Konzil, Konzil von Triẹnt, Triẹnter Konzil, das zwischen 1545 und 1563 in Trient tagende Konzil; nach Zählung der katholischen Kirche das 19. ökumenischen Konzil. Seit Ende des 14. Jahrhunderts im Rahmen der von vielen Seiten angestrebten inneren Erneuerung der Kirche wiederholt gefordert (u. a. Konzilappellation M. Luthers 1518), vermieden die Päpste zunächst aus Furcht vor einem Wiederaufleben des Konziliarismus die Einberufung eines allgemeinen Konzils. Nach langen Auseinandersetzungen um Beschickung und Tagungsort (seit 1535) wurde dieses im Dezember 1545 durch Papst Paul III. in Trient eröffnet. Das Tridentinum tagte in drei Perioden (1545-47, 1551-52 und 1562-63) und einer Zwischenperiode (»Bologneser Tagungsperiode«, 1547-48), in der es jedoch nicht zur Verabschiedung von Dekreten kam. Die wichtigsten dogmatischen Verhandlungsthemen waren: die Frage nach den Offenbarungsquellen (Betonung des autoritativen Charakters auch der Tradition gegenüber dem sola scriptura Luthers), die Erbsünde, Rechtfertigungslehre, Siebenzahl der Sakramente und deren Einsetzung durch Jesus Christus, Eucharistie (Realpräsenz), Krankensalbung, Weihe, Opfercharakter der Messe, Reinigungsort (Fegefeuer), Ehe, Buße, Heiligen- und Bilderverehrung, Ablass. Die Beschlüsse fanden ihren Niederschlag auch im Tridentinischen Glaubensbekenntnis. Dazu kamen Reformdekrete über die Residenzpflicht der Bischöfe und Pfarrer, Ordensreform, religiöse Unterweisung, Einrichtung von Priesterseminaren, Verpflichtung der Bischöfe zur Abhaltung von regelmäßigen Provinzial- beziehungsweise Diözesansynoden und zur regelmäßigen Visitation ihres Sprengels.
 
Der Verlauf des Tridentinums war mehrfach durch politische Kontroversen beeinträchtigt: Der Protest Kaiser Karls V. (1548) gegen die Verlegung des Konzils (wegen Flecktyphusgefahr) nach Bologna führte zur Suspension der Verhandlungen. 1552 musste das Konzil vertagt werden, nachdem die protestantische Fürstenopposition den Kaiser zur Flucht aus Innsbruck gezwungen hatte. Als 1562 die Verhandlungen wieder aufgenommen wurden, drohten sie schon bald erneut zu scheitern, da die Konzilsopposition unter Kardinal C. de Guise sich in der Debatte um das Verhältnis von päpstlichem Primat und Episkopat unnachgiebig zeigte. Erst dem diplomatischen Geschick des Konzilspräsidenten G. Morone gelang es zu vermitteln. In der Schlusssitzung des Tridentinums am 3. 12. 1563 wurden sämtliche Dekrete aus allen Tagungsperioden verlesen und von allen anwesenden Bischöfen gegengezeichnet. Die Bestätigung durch den Papst (Pius IV.) erfolgte 1564.
 
Das Tridentinum hat den neuzeitlichen Katholizismus so entscheidend geprägt, dass theologiegeschichtlich die folgende Zeit bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) als »nachtridentinisch« bezeichnet wird; v. a. wurde eine einheitliche, erneuerte (tridentinische) Liturgie durchgesetzt. Theologisch trug das Tridentinum durch seine dogmatischen Beschlüsse und Reformdekrete - kirchlich vorangetrieben v. a. durch K. Borromäus, politisch von Kaiser Ferdinand I. - zu einer Erneuerung der katholischen Kirche bei, brachte zugleich aber auch zum Ausdruck, dass sich die katholische Kirche in Auseinandersetzung mit der Reformation nun zu einer Konfession entwickelt hatte, die sich deutlich von den anderen Konfessionen abgrenzte. Innerkirchlich festigte das Tridentinum die in den vorangegangenen Jahrzehnten in Misskredit geratene päpstliche Gewalt. (katholische Reform, Gegenreformation)
 
 
W. Smets: Des hochheiligen, ökumen. u. allg. Concils von Trient Canones u. Beschlüsse. Nebst den darauf bezügl. päpstl. Bullen u. Verordnungen (61868, Nachdr. 1989);
 
Concilium T., hg. v. der Görres-Gesellschaft, auf zahlr. Bde. ber. (1901 ff.);
 H. Jedin: Gesch. des Konzils von Trient, 5 Tle. (1-31975-82);
 
Lateran V u. Trient, Beitrr. v. O. de la Brosse u. a. (a. d. Frz., 1978);
 
Concilium T., hg. v. R. Bäumer (1979);
 
Gesch. der ökumen. Konzilien, hg. v. G. Dumeige u. a., Bd. 11: Trient II (a. d. Frz., 1987);
 
Il concilio di Trento e il moderno, hg. v. P. Prodi u. W. Reinhard (Bologna 1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Gegenreformation und Reform im Reich: Erneuerung des Alten
 

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Tri|den|ti|num, das; -s: das Konzil von Trient (1545-1563).

Universal-Lexikon. 2012.

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